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Als die Industrie nach Mels kam

Die industrielle Revolution erfasste die Region Sarganserland erst relativ spät. Die Gewässer boten jedoch ideale Standorte für Fabriken und die von Arbeitslosigkeit und Armut gebeutelte Landbevölkerung war froh über neue Verdienstmöglichkeiten. So entschied sich auch das Glarner Handelsunternehmen Johannes Heer, nach Mels zu expandieren und fand im Steigs, oberhalb des Dorfkerns, einen vielversprechenden Bauplatz. Trotz anfänglicher Skepsis stiess das Vorhaben schlussendlich auf Zustimmung und brachte die Industrialisierung ins Seeztal.

Zwischenzeitlich fanden bis zu 600 Menschen in der Fabrik ein Auskommen, litten jedoch unter schlechten Arbeitsbedingungen. Das Schicksal von Dorf und Fabrik waren stets eng miteinander verknüpft – bis in den sechziger Jahren die Textilfabrik schliesslich Schritt für Schritt von einem amerikanischen Konzern übernommen wurde. Weitere Besitzerwechsel und ein Brand führten schliesslich 1995 zum Ende der Textilindustrie in Mels.

  • 9. Oktober 1866

    9. Oktober 1866

    Jakob Schuler-Heer von der Glarner Handelsfirma Johannes Heer erwirbt in Mels 65’000 m2 Bauland. Höhenmessungen haben bestätigt, dass die Wasserkraft der Seez ausreichend ist für eine Fabrik.

  • 3. Februar 1867

    3. Februar 1867

    Nach einer hitzigen Debatte nehmen die Melser Ortsbürger den Bau der Textilfabrik einstimmig an. Die Aussicht auf neue Verdienstmöglichkeiten neben der Landwirtschaft gibt den Ausschlag.

  • 1867

    1867

    Der Spatenstich zum Grossprojekt ist erfolgt: Von 1867 bis 1869 werden die Wasserbauten an der Seez errichtet und die Zufahrtsstrasse vom Dorf zum Fabrikareal gebaut.

  • 1874

    1874

    Mit dem Bau des Spinnereigebäudes beginnt die wichtigste Phase des Projekts. Über 250 Arbeiter stehen im Einsatz – unter der Regie von Baumeister Ferdinand Bürer aus Ragaz und Zimmermeister Schiesser und Zweifel aus Glarus.

  • 1879

    1879

    Spinnerei und Weberei haben den Betrieb aufgenommen. 43’000 Spindeln und 450 Webstühle sind im Einsatz.

  • 1920

    1920

    Der St. Galler Grossindustrielle Beat Stoffel kauft die Textilfabrik Mels und gliedert sie erfolgreich in sein Firmenimperium ein. Er steigt damit zum grössten Textilunternehmer der Ostschweiz auf.

  • 1968

    1968

    In den vergangenen Jahren wurde die Stoffel AG Schritt für Schritt durch Burlington Industries übernommen. 1968 ist die Fabrik zu 100 Prozent in amerikanischen Händen.

  • 1995

    1995

    Nach zwei weiteren Besitzerwechseln und einem Brand werden die verbliebenen Maschinen nach Italien und Polen verkauft. Die Fabrik bleibt als Industriebrache zurück und wartet geduldig auf ihre neue Bestimmung.

  • 2007

    2007

    Die Fabrik wird versteigert; den Zuschlag erhält die SAK, die in der Folge 50 % der Aktien an die Gemeinde Mels verkauft.

  • 2012

    2012

    Im Dezember übernimmt die neu gegründete ATS AG (Alte Textilfabrik Stoffel AG) das Areal. Eine neue Ära beginnt.